Unser Schlaf – ein Weckruf
Warum wir eine neue Schlafkultur brauchen
Eine kleine Elfe weint. Der Superheld, der neben ihr sitzt, schaut sie mitfühlend an. Ein Schäfchen lässt die Schultern hängen. Traumwesen allesamt, die darüber klagen, dass die Menschen nicht mehr genug schlafen – so setzt sich Ikea in der neuesten Werbekampagne für eine neue „Work-Life-Sleep-Balance“ ein und stößt damit ein Thema an, dass weit über einen witzigen Fernsehspot hinausgeht. Wir sollten uns kritisch mit den eigenen Schlafgewohnheiten als auch unserer Schlafkultur auseinandersetzen und unseren Lebensstil durch ausreichend nächtliche Ruhe verbessern.
Wenn man der Sache auf den Grund geht, stellt man schnell fest: Der Schlaf hat für immer mehr Menschen immer weniger Priorität, wird sogar als lästig empfunden. Kostbare Zeit zu verschlafen – das passt einfach nicht in den Zeitgeist einer 24-Stunden-Gesellschaft, die always on und immer erreichbar ist. Guter Schlaf wird schlichtweg nicht mehr wertgeschätzt. Dabei ist er elementar für unsere Gesundheit, gleichzusetzen mit Essen und Trinken. Denn während wir scheinbar nichts tun, laufen die Reparatur- und Erholungs-Programme des Körpers auf Hochtouren.
Durchschnittliche Schlafenszeit
Studien belegen, dass die durchschnittliche Schlafzeit in Deutschland in den letzten 100 Jahren um bis zu 1,5 Stunden pro Nacht abgenommen hat. Seit wir rund um die Uhr arbeiten, einkaufen und uns austauschen können, tun wir dies auch. Dazu stehen wir viel zu früh auf. Schon lange weisen wissenschaftliche Erkenntnisse daraufhin, dass klassische Schulbeginn- und Arbeitszeiten viel zu früh festgelegt wurden. Das Ergebnis: Deutschland ist dauermüde. Und dagegen hilft nur ausreichend Schlaf.
Was ist gesunder Schlaf wert?
Während die Sensibilität für eine gesunde Ernährung in den letzten Jahren steigt, Menschen immer mehr darauf schauen, regional einzukaufen, wenig Plastikverpackungen zu verwenden und beim Fleischkonsum auf artgerechte Tierhaltung zu achten, führt das Thema Schlafen immer noch ein Schattendasein.
Die Folge: Die neue Küche wird minutiös geplant und individuell wie kostspielig eingerichtet – doch im Schlafzimmer darf es ruhig die Einheitsmatratze sein. Dabei ist gerade die Kombination aus gesunder Lebensweise und gesundem Schlaf die Erfolgsformel gegen vielerlei Volkskrankheiten. Ständiger Schlafmangel, auch aufgrund der falschen Matratzenwahl, führt zu geistigen und körperlichen Einschränkungen. Dabei geht es nicht nur um chronische Erschöpfung oder die obligatorischen Rückenschmerzen, sondern um handfeste Probleme mit dem Herz-Kreislauf- oder dem Immunsystem.
Gesundheitserziehung von Anfang an.
Immer mehr Experten fordern: Das Thema Schlafen sollte ein fester Bestandteil der Gesundheitserziehung in den Schulen sein. Denn hier wird zwar schon Grundschulkindern der Vorteil eines gesunden Frühstücks im Speziellen und einer gesunden Ernährung im Allgemeinen näher gebracht – doch die Wichtigkeit eines gesunden Schlafs wird leider so gut wie gar nicht thematisiert.
Auch an Hochschulen, bei der Ausbildung von Ärzten und Psychologen, ist modernes schlafmedizinisches Wissen gefordert. Nicht umsonst heißt es, Schlaf sei die beste Medizin. Wir müssen ihn nur zulassen. Ihm ein schönes Bett bereiten und die natürlichen Regenerationsprozessen im Körper ihre wichtige Arbeit machen lassen.
Denn nur wenn gesunder Schlaf endlich den gesellschaftlichen Stellenwert erhält, den er verdient, ist eine vernünftige „Work-Life-Sleep-Balance“ keine Besonderheit mehr. Sondern geht selbstverständlich in unser aller Bewusstsein von einem gesunden Lebensstil ein. Und davon – profitieren letztendlich alle.